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Pressemitteilungen

Reststoff-Verwertung oder Wertstoff-Gewinnung?

Geflügelhaltung: Hühnerkot zu Pellets

  • Hühnerkot ökonomisch und ökologisch sinnvoll verwenden
    Anlagen zur Reststoffverwertung

Eine umwelt- und ressourcenschonende Geflügelhaltung gebietet, bei der Eier- und Fleischerzeugung anfallende Exkremente ökonomisch und ökologisch sinnvoll zu verwerten. Schließlich ist Geflügelkot aus Geflügelmast und Legehennenhaltung ein wertvoller organischer Dünger, den es klug zu nutzen gilt, auch im Sinne einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft. Zusätzlich befinden sich die Preise für Mineraldünger auf einem extrem hohen Niveau. Aktuellen Schätzungen zufolge dürfte dies so bleiben.

Im April 2022 lag der Preis für NPK-Dünger (Stickstoff, Phosphor, Kalium) laut www.agrarheute.com zwischen 730 und 990 Euro pro Tonne. Aus ökonomischer Sicht gewinnt daher der Einsatz von Wirtschaftsdünger bei Ackerbaubetrieben zunehmend an Attraktivität: Teurer Mineraldüngereinsatz und gleichzeitig die CO2-intensive Produktion mineralischer NPK-Düngemittel lassen sich so reduzieren.

Für Geflügelhalter bedeutet dies: Vor allem in der richtigen Darreichungsform können Geflügelhalter ihren Geflügelkot gewinnbringend auf dem Markt verkaufen.

Den Geflügelfrischkot als pflanzenbedarfsgerechten Dünger direkt auf dem Feld auszubringen ist jedoch nicht zu jeder Jahreszeit möglich. Deshalb müssen ausreichende Lagerkapazitäten geschaffen werden, die unter anderem in der Düngeverordnung geregelt sind. Viehstarke oder flächenlose Betriebe, vor allem in Regionen mit intensiver Tierhaltung, haben hier noch weitergehende Anforderungen zu erfüllen.

Eine Möglichkeit der Verwertung besteht darin, den frischen Geflügelkot aus Legehennenhaltung und Geflügelmast in die Biogasanlage zu geben. Problematisch für einen optimalen Gärprozess kann jedoch der hohe Stickstoffgehalt werden sowie das Ausbringen des flüssigen Gärrestes. Vor allem in veredlungsstarken Regionen tritt dieser in Konkurrenz zur Gülle und die Transportwürdigkeit beider Reststoffe ist als gering anzusehen. Außerdem hat nicht jeder Geflügelbetrieb eine Biogasanlage in der näheren Umgebung.

Die Frage steht daher im Raum:Gibt es lukrative Alternativen, den wertvollen organischen Dünger sinnvoll und effektiv einzusetzen?

In der Volierenhaltung von Legehennen fällt kontinuierlich Frischkot an, da die Kotbänder ein bis zwei Mal pro Woche entmistet werden. Mit einem Trockensubstanzgehalt (TSG) von 25 bis 30 % ist dieser Kot jedoch nicht lange lagerstabil. Ferner können hohe Ammoniakemissionen im Kotlager auftreten; schlimmstenfalls kann es zu einer starken Erhitzung kommen.

Trocknungstunnel effektiv

Eine Lösung wäre, den Geflügelkot auf 80 bis 85 % TSG zu trocknen. Bereits seit mehreren Jahren haben sich sogenannte Kottrocknungstunnel (in der Praxis als Platten- oder Bandtrockner im Einsatz) bewährt. Sie können in Abhängigkeit von Tierzahl und der anfallenden Kotmenge sehr gut über Länge und Anzahl der Etagen in der Größe angepasst werden.

Kottrocknungstunnel sollten am besten von Beginn an in das Stallkonzept integriert werden: Um den Kot möglichst energieeffizient zu trocknen, empfiehlt es sich, die Restwärme aus der Stallluft zu nutzen. Dazu bedarf es eines passenden Ventilationskonzeptes. Mittlerweile liegen verschiedene, gut funktionierende Lösungen vor. So kann der Trockentunnel entweder an der Stalllängsseite, am Giebel oder direkt im Stall oberhalb der Lege- oder Aufzuchtvoliere installiert werden.

Die warme Abluft wird über Ventilatoren mit bis zu 4 m3 pro Stunde und Tier in den Druckkorridor gezogen. Dort durchströmt die warme Luft über die gesamte Längsseite des Kottrockentunnels alle Etagen und tritt an der anderen Seite wieder aus. Die perforierten Kotbänder sorgen dafür, dass die Luft nicht nur über den Kot hinweg streicht, sondern ihn auch durchdringt. Damit wird eine signifikant bessere Kottrocknung erreicht.

Das Ergebnis ist ein TSG von bis zu 85 %. Der so produzierte Hühnertrockenkot lässt sich in eigens dafür errichteten Kothallen sicher lagern und vielfältig einsetzen. Ferner besitzt er eine hohe Transportwürdigkeit und kann kostengünstig in vieharme Ackerbauregionen transportiert werden.

Tabelle 1: Nährstoffe (Quelle: Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen)
Inhaltsstoffe (kg/t) Getrockneter Hühnerkot 70 % TS Hühnertrockenkot 50 % TS Hühnerfrischkot 25 % TS
Stickstoff (gesamt N) 32,0 25,5 17,0
Phosphat (P₂O₅) 27,7 20,1 11,4
Kalium (K₂O) 22,8 17,5 10,0
Calcium (CaO) 63 50,6 30,0
Magnesium (MgO) 20,6 7,9 5,7

Noch vor einigen Jahren hätte man die Frage, ob der Reststoff an diesem Punkt bereits gewinnbringend verwertet sei, bejaht. Aus heutiger Sicht und vor allem mit Blick auf die Zukunft ist erst die Hälfte geschafft.  

Pelletierung

Um die Vermarktung des Trockenkotes signifikant zu verbessern, empfiehlt sich, den Reststoff zu pelletieren: Erst dann kann man von einer effektiven Wertstoff-Gewinnung reden.

Grund: Die Pelletierung reduziert das Volumen der losen Masse um etwa zwei Drittel. Damit fällt die Lager- und Transportfähigkeit von Düngerpellets ungleich besser aus als die von losem Hühnertrockenkot.

Dies wirkt sich wiederum positiv auf die Vermarktung aus: Mit dem geruchsarmen, organischen Volldünger lassen sich die Pflanzen sehr viel präziser düngen und dem Boden wird zusätzlich organische Substanz zugeführt.

Nicht von ungefähr finden Düngepellets im Landschafts- und Gartenbau sowie bei privaten Kunden mit eigenem Garten großen Zuspruch. Dies gilt vor allem für hygienisierte Produkte.  

Anschlussfertige Anlagen

Neben sehr großen, eher gewerblichen Anlagen zum Pelletieren von Hühnertrockenkot (500.000 Legehennen und mehr) gibt es auch kleinere Anlagen. Diese sind für bis zu 200.000 Legehennen bzw. in der Hähnchenmast für 240.000 Tiere pro Jahr ausgelegt.

Sind die einzelnen Prozessbausteine gut aufeinander abgestimmt, können Geflügelhalter sogar auf ein Kotlager verzichten: Die fertigen Düngepellets lassen sich unkompliziert in sogenannte ‚BigBags‘ verpackt zwischenlagern.

Rechnet sich die Investition?

Derzeit ist zu beobachten, dass die Nachfrage nach diesem handelsfähigen Volldünger enorm steigt. Damit einher gehen steigende Preise: 110 Euro und mehr pro Tonne Geflügelkot-Pellets sind keine Seltenheit, insbesondere wenn es sich um hygienisierte Pellets aus Hühnertrockenkot handelt. Das wiederum verkürzt die Amortisationszeit der zu tätigen Investition.

Tabelle 2: Erlösrechnung (Quelle: Peschel)
Anzahl Legehennen   50.000 100.000 120.000 150.000
Kot pro Tier und Tag kg 0,165 0,165 0,165 0,165
Frischkot pro Jahr, 30 % TS t 2.309 4.617 5541 6926
Trockenkot/Pellets pro Jahr, 85 % TS t 815 1.630 1.956 2.444
Erlös pro Tonne Pellet (110 €/t) 89.628 179.257 215.109 268.886

Rechenexempel: Es fallen Investitionskosten in Höhe von etwa 430.000 Euro an für Trocknung und Pelletierung (je nach Anbieter können die Kosten natürlich variieren). Hinzu kommen jährliche Aufwendungen (Arbeit, Energie, Wartung etc.) in Höhe von etwa 200.000 Euro. Rechnet man auf der Erlösseite mit 110 Euro pro Tonne pelletierter Ware und einer linearen Abschreibung über sieben Jahre bei einem Zinssatz von 2 %, so ergibt sich bei einer Tierzahl von 150.000 Legehennen ein Gewinn von ca. 69.000 Euro pro Jahr und damit ein RoI von 6,2 Jahren.

Tabelle 3: Kostenaufstellung (Quelle: Peschel)
Anzahl Legehennen   150.000
Investitionskosten 430.000
Jährliche Aufwendungen 200.000
Gesamtkosten 630.000
Lineare Abschreibung über sieben Jahre   66.300
Gewinn €/a 69.150
Rentabilität (RoI) a 6,2
Gewinnschwelle €/t 81,70

Das Rechenbeispiel zeigt: Die Anlage muss stark ausgelastet sein, da sich das Pelletieren erst ab einer gewissen Größenordnung rechnet. Deshalb empfiehlt sich bei nicht ausreichenden Tierzahlen, eine solche Investition gemeinsam mit anderen Geflügelhaltern zu tätigen. Eine weitere Option wäre, mit landwirtschaftlichen Servicepartnern oder ortsansässigen Nährstoffbörsen Kontakt aufzunehmen.

Fazit

Der Einsatz von Hühnertrockenkot in Form von Düngepellets bedeutet:

  • Stärkung der Kreislaufwirtschaft;
  • ressourcenschonende Landwirtschaft;
  • Einsparung von teurem Kunstdünger im Ackerbau;
  • vielseitigere Einsetzbarkeit bei größerer Dosiergenauigkeit und konstanten Nährstoffgehalten.

DGS MAGAZIN 07/2022
Autorin:
Dipl.-Ing. agr. Janett Peschel, Big Dutchman

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