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Globale Trends in der Geflügelhaltung: "Die größte Herausforderung liegt allerdings in der Welternährung."

Interview mit Big Dutchman-Vorstand Bernd Meerpohl

  • Bernd Meerpohl, Vorstandsvorsitzender von Big Dutchman
    Photo Bernd Meerpohl
  • Fütterung mit der Futterkette Champion in der Vergangenheit
    Füttern mit der Champion
  • Jung geblieben: Futterkette Champion im ersten Jahrzehnt der 2000er Jahre
    Futterkette Champion

Wie schätzen Sie die aktuelle Lage der internationalen Geflügelbranche ein? 

Seit einigen Jahren steigt weltweit der Verzehr tierischer Proteine. Dieser Trend dürfte sich fortsetzen. Ich bin mir aber sicher, dass dies nur in Entwicklungsländern der Fall sein wird.

Das überrascht kaum angesichts von Bevölkerungswachstum, steigenden Einkommen sowie sich ändernden Lebens- und Ernährungsgewohnheiten. Haben Menschen mehr Geld zur Verfügung, verlangen sie mehr Vielfalt. Sie essen weniger pflanzliche Lebensmittel wie Getreide und dafür mehr tierische Produkte wie Geflügelfleisch und Eier. 

In den Entwicklungsländern wird nur ein Drittel von dem verzehrt, was in den Industrieländern an Lebensmitteln aus tierischer Erzeugung auf den Tisch kommt. Experten rechnen daher mit einer Verdoppelung des Gesamtbedarfes bis 2030.

Können Sie einige globale Trends nennen?

Ein wichtiger Trend ist, dass der Pro-Kopf-Verzehr von Geflügelfleisch schneller steigt als von Schweine- und Rindfleisch. Geflügelfleisch dürfte daher im Jahr 2020 weltweit den größten Anteil im Fleischsektor ausmachen. Gerade das Huhn ist als erschwingliche Eiweißquelle sehr beliebt. 

Ein zentrales Thema in vielen Ländern der Welt, sowohl in den Industriestaaten als auch in Entwicklungsländern, ist der übermäßige Einsatz von Antibiotika. Immer mehr Menschen fürchten, dass Reserveantibiotika ihre Wirkung verlieren und die Antibiotikavielfalt für den Einsatz im Humanbereich abnimmt. Daher sind alle Marktteilnehmer aufgerufen, an einer Lösung mitzuarbeiten.

Beachtliches Wachstum wird in den kommenden Jahren insbesondere für die Geflügelbranchen des asiatischen Raums prognostiziert. Auch für Afrika rechnen die Experten mit überproportionalen Wachstumsraten. Aktuell sind die USA, China und die Europäische Union die Hauptakteure auf dem Geflügelfleischmarkt. 

In der EU beobachten wir nichtsdestotrotz einen gegenläufigen Trend: Der Markt für vegetarische und vegane Produkte ist im Wachstum begriffen. Dies wirkt sich mittelfristig negativ auf die Geflügelbranche in diesem Teil der Welt aus.

Auch die Eiererzeugung steigt weltweit. Legt man die Entwicklung der vergangenen 50 Jahre, das geschätzte Bevölkerungswachstum und den prognostizierten demographischen Wandel zugrunde, kann man bis 2030 von 35,2 % Wachstum ausgehen. Gleichzeitig spielen Entwicklungsländer eine immer größere Rolle, allen voran Asien. 

Ein wichtiger Trend ist ferner das Thema Tierwohl. In einigen Regionen der Welt, etwa in der Europäischen Union, in den USA, Australien und in Neuseeland, hat die Branche bereits dem anhaltenden Druck nachgegeben, den Öffentlichkeit und Nichtregierungsorganisationen ausüben. Je nach Region und/oder Land fällt das Ergebnis sehr unterschiedlich aus. Das Thema wird uns fraglos erhalten bleiben. Selbst in Märkten wie Indien finden bereits entsprechende Diskussionen statt.

Vor mehr als drei Jahren wurde in Europa die Käfighaltung von Legehennen abgeschafft. Wie ist Ihrer Meinung nach die aktuelle Situation einzuschätzen, besonders angesichts der Tatsache, dass Länder mit neu eingeführten alternativen Haltungssystemen weiterhin durch Importe aus Nicht-EU-Ländern benachteiligt werden?

Die Umstellung auf mehr Tierwohl war ein tiefer Einschnitt für die Branche. Europäische Legehennenhalter mussten ihre alten Stallausrüstungen ausmustern und in neue investieren. Wer sich außerdem für alternative Systeme für die Boden- und Freilandhaltung entschieden hatte, stand vor der Bewältigung ganz neuer Managementmethoden. Keine leichte Aufgabe. Gleichzeitig mussten die Geflügelhalter in einem schwierigen Marktumfeld klar kommen. In den meisten EU-Ländern war dies für die Branche ein schwerer Schlag. Sie befindet sich in einer angespannten Lage.

Darüber hinaus fallen die Vorschriften in einigen Ländern strenger aus als in anderen. Mitgliedsstaaten wie Deutschland sind daher einem doppelten Wettbewerb ausgesetzt, das heißt innerhalb der EU sowie mit anderen Regionen der Welt. Schließlich haben viele Nicht-EU-Länder keine oder eine nur schwach ausgeprägte Tierwohlgesetzgebung sowie deutlich geringere Erzeugerkosten. 

Mit weiteren Verordnungen ist zu rechnen. In Deutschland beispielsweise ist es nur eine Frage der Zeit, bis das Schnabelstutzen verboten wird. Auch die Tötung männlicher Küken steht stark in der Kritik. Es ist davon auszugehen, dass diese Praxis mittel- bis langfristig unterbunden wird. Ferner ist damit zu rechnen, dass zu den bereits existierenden EU-Vorschriften in Sachen Umwelt- und Lebensmittelsicherheit weitere Normen hinzukommen.

Eine Rolle spielen ferner Faktoren wie schwankende Futterkostenpreise, preissensible Kunden und die Aussicht auf eine weitere Öffnung internationaler Märkte.  

Die Branche steht vor unzähligen Herausforderungen. Jetzt gilt es zu reagieren und sich angesichts eines sich ändernden Marktumfeldes neu zu positionieren. Das Hauptaugenmerk sollte dabei auf Größe und Nische liegen.

Die schwierige Beziehung zwischen Russland und dem Westen zeitigen starke Auswirkungen auf die Lebensmittelbranche und damit auf Geflügelerzeugnisse. Glauben Sie, dass den europäischen Ländern in Zukunft beim Export von High-Tech-Ausrüstungen für die Geflügelhaltung Steine in den Weg gelegt werden könnten?

Aktuell mache ich mir keine Sorgen, dass Russland und die Europäische Union weitere Sanktionen erlassen. Wir hoffen natürlich, dass wir sinnvolle Lösungen finden und die Verhandlungen wieder aufgenommen werden. Daher hoffe und glaube ich, dass der Markt für Stallausrüstungen von Sanktionen verschont bleibt.

Auf jeden Fall möchten wir den russischen Markt weiterhin langfristig und bestmöglich bedienen. Wir wollen unseren geschätzten Kunden und Freunden ein guter Partner bleiben. 

Was die globale Ebene betrifft, gilt es einen Papierkrieg aus Regeln und Vorschriften zu vermeiden. Dies würde den Import von Waren unmöglich machen. Ein Beispiel ist die in vielen Ländern steigende Tendenz, immer neue Importgenehmigungen zu verlangen. Dies ist z.B. in vielen Staaten Afrikas der Fall. In Deutschland wiederum wird neuerdings darüber diskutiert, nur zertifizierte Geflügelerzeugnisse zum Verkauf zuzulassen. Das wäre ein weiteres Beispiel.

Wie sieht angesichts der aktuellen Marktlage die Philosophie von Big Dutchman aus?

Seit Gründung im Jahr 1938 hat das Unternehmen eine enorme Entwicklung durchlaufen. Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass Innovationen aus dem Hause Big Dutchman die Branche immer wieder beeinflusst haben. 

Dies spiegelt sich zum Beispiel in der Auszeichnung wider, die wir 2015 auf der Tierhaltungsmesse SPACE im französischen Rennes erhalten haben. Wir haben quasi einen Preis für die vielen Innovationspreise bekommen, mit denen wir in den letzten 21 Jahren alleine in Frankreich ausgezeichnet wurden.

Innovationen sind der Mittelpunkt unserer Philosophie, der wir uns weiterhin verbunden fühlen: Big Dutchman ist ein echtes Familienunternehmen. Wir bieten innovative Produkte, in deren Entwicklung wir viel Zeit und Geld investieren. Unser Ziel ist, dass jeder einzelne Kunde, sei es in Brasilien, Frankreich, Kasachstan oder Malaysia, erfolgreich wirtschaften kann. 

Darum hören wir auch genau auf den Markt, bzw. auf die verschiedenen Märkte der Welt: Was braucht der Kunde? Was verlangt der Markt und was bringt die Zukunft? Die Antworten auf diese Fragen bilden die Grundlage für die Produktentwicklung sowie die Optimierung unserer Beratungsangebote und des Kundendienstes. In den letzten Jahren haben wir die einzelnen Märkte verstärkt mit technischem Know-how ausgestattet. Damit wollen wir die Produktentwicklung in die Lage versetzen, unsere Kunden noch schneller und besser zu unterstützen. Dies werden wir natürlich weiterhin so handhaben.

Flexibilität, Visionen und eine gehörige Portion Risikofreudigkeit spielen natürlich auch eine große Rolle. Wobei das Salz in der Suppe der Mensch ist: Ohne eine bis in die Haarspitzen motivierte, für Neuerungen stets aufgeschlossene Belegschaft wären wir heute nicht weltweiter Branchenführer. 

Die größte Herausforderung liegt allerdings in der Welternährung. Angesichts des weltweiten Bevölkerungswachstums glaube ich, dass jeder, der in der Lebensmittelbranche beschäftigt ist, dazu verpflichtet ist, nachhaltige Lösungen für eine angemessene und sichere Lebensmittelversorgung zu erarbeiten. Dementsprechend sehen auch wir uns in der Verantwortung. Die Herausforderung ist enorm. Schließlich wollen wir Geflügelhalter weltweit dabei zu unterstützen, den sehr schwierigen Spagat zwischen nachhaltiger und dennoch kostengünstiger Tierhaltung zu meistern.

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