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Wenn sich Hightech und grüne Wiese treffen

BWagrar: Mobilstall Natura Camp in der Praxis

  • Stephen Häussler und seine Freundin Anna-Lena Burkhardt setzen auf das Mobilstall-Konzept
    Mobilstall von außen
  • Mobilstall Natura Camp: außen Freilandhaltung, innen Volierenhaltung
    Mobilstall: Volierenhaltung innen, draußen Freilandhaltung
  • Volierenhaltung. Als Anlage kommt die Natura Step aus der Natura-Familie zum Einsatz
    Volierenhaltung mit der Natura Step
  • Freilandhaltung: Durch mehrere Ausläufe können die Tiere den Stall verlassen
    Freilandhaltung: Hennen verlassen Stall
  • Zeichnung der Natura Camp
    Natura Camp als Computerzeichnung

Eier von freilaufenden Hühnern sind bei Verbrauchern gefragt. Stephen Häussler und seine Freundin Anna-Lena Burkhardt haben darauf reagiert und mit seinen Eltern in einen Mobilstall für die Legehennen investiert. Das tierfreundliche Konzept kommt an bei den Kunden. 

Die beiden olivgrünen Ställe, die ein wenig wie Eisenbahnwaggons aussehen, sieht man schon von weitem. Einige hundert Meter vor der Ortseinfahrt nach Bollingen, einer Teilgemeinde von Dornstadt (Alb-Donau-Kreis), stehen die Hühnerhäuser auf zwei weitläufigen Wiesen. Das an diesem kalten Apriltag noch kaum grüne Auslaufgelände ist mit einem Maschendraht umzäunt. Die vor kurzem gepflanzten kleinen Weidenbäume werden das 2,6 Hektar große Freiland künftig beschatten und Greifvögeln den Anflug auf die Hühnerschar erschweren. 

„Die Genehmigung der Mobilställe zog sich über neun Monate hin. Die zuständigen Behörden kannten dieses Haltungssystem bis dato nicht und mussten sich erst einmal damit auseinandersetzen“, sagt Stephen Häussler beim Gang über das Gelände, an dessen beiden Seiten zwei Schweinemastbetriebe angrenzen. Schließlich hätten sie die beiden auf Kufen stehenden Gebäude 70 Meter weg von der Grundstücksgrenze in der Mitte der zweigeteilten Wiese aufgestellt. Dadurch sollte verhindert werden, erläutert der 25-jährige Landwirt, dass die unkonventionell aussehenden Bodenhaltungsställe das Landschaftsbild in der ansonsten von Ackerbau und herkömmlichen Schweine- und Milchviehbetrieben geprägten Region beeinträchtigten. 

Konventionell von der Wiese

„Wir haben viele Gespräche geführt und offen gelegt, wie wir unseren neuen Betriebszweig vorstellen“, fügt Christopher Häussler hinzu, der seinen Bruder bei Öffentlichkeitsarbeit und Marketing der Freilandeier unterstützt. „Aber das dürfte normal sein, wenn man etwas plant, das es bisher noch nicht gab“, sagt der 27-jährige Unternehmensberater. Schließlich seien sie mit die ersten gewesen, die hierzulande solch einen Stall bauen wollten. In anderen Regionen

Deutschlands sieht das anders aus, da sind die von Big Dutchman entwickelten „Natura Camps“ für die Haltung von Legehennen im Freiland schon öfters anzutreffen. Im September und kurz vor Weihnachten 2016 erteilten die Behörden schließlich die Genehmigung für die beiden Mobilställe. Insgesamt 2400 Legehennen finden in den zwei Bodenhaltungssystemen Platz. Die Camps, die vom Hersteller vorzugsweise für die Bio-Freilandhaltung angeboten werden, können in bis zu fünf Richtungen versetzt werden.

Über die beiden Wiesen ziehen muss man die mobilen Unterbringungen jedoch nicht. Der Grund: Die Ställe werden einmal in der Woche über die Kotbänder im Innern des isolierten Gebäudes entmistet. Über den geschlossenen, hölzernen Stallboden gelangen so kein Harn und Kot in den Untergrund. „Das durchdachte Konzept des Stalles hat uns überzeugt“, erläutert Stephen Häussler, der zuvor in zwei selbstgebauten Hühnerställen knapp 300 Legehennen auf einer Wiese vor dem Dorf gehalten hat. Diese Ställe hätten damals nicht genehmigt werden müssen. „Die Grundfläche der beiden Hühnerhäuser lag unter 140 Quadratmetern“, erklärt der junge Landwirt fachkundig. Das Thema Hühner begleitet Stephen Häussler von Kindesbeinen an.

Der Umgang mit den großen Tieren auf dem 40 Hektar großen GbR-Betrieb sei seine Sache nicht gewesen. Ob es die Milchkühe oder jetzt Mastrinder sind: Stephen Häussler interessierte sich von Anfang an für die wuseligen Workaholics, wie er die braunen und weißen Legehennen des Zuchtunternehmens Lohmann (LSL) liebevoll nennt. Deren Schnäbel übrigens nicht mehr gekürzt sind, ganz so wie es die Tierschutzbelange inzwischen nötig machen. 

„Hühner zu halten und die Eier von ihnen zu vermarkten, war schon immer meins“, erinnert er sich, „zumal Eier aus Freilandhaltung mittlerweile ein ziemliches Potenzial haben“, wie er versichert. Ein Potenzial und eine Chance, die zuletzt auch die Familie von der 400.000 Euro teuren Investition überzeugte. Anstatt 300 sollten künftig 2450 Legehennen zum Einkommen des Ackerbau-, Rindermast- und Biogasbetriebes inklusive eines Lohnunternehmens beitragen. Am liebsten Bio-Freilandhennen. „Doch das ging wegen der hierfür nötigen Betriebstrennung nicht“, erläutert Christopher Häussler, der die Begeisterung seines jüngeren Bruders für die Hühner teilt. So ist es eine konventionelle Freilandhaltung geworden – mit einem allerdings größeren Platzangebot pro Huhn als vorgeschrieben (5,4 Quadratmeter anstatt der festgelegten 4,0 Quadratmeter) und der Option, womöglich doch „irgendwann in die Bioeierproduktion zu wechseln“, wie Stephen Häussler ergänzt.

Hohe Stall- und Futterkosten

Um als Freilandhühnerhof anerkannt zu werden, müssen die Legehennen täglich ab zehn Uhr morgens bis Sonnenuntergang auf einer Wiese ungehindert picken und scharren können. Stark verschmutzte Flächen können hierfür bei Bedarf abgesteckt werden, so dass sich die Grasnarbe erholen kann. Damit sich die Hühner gerne außerhalb ihres Camps aufhalten, haben die Brüder inzwischen 100 Weiden gepflanzt, 200 weitere Bäume sollen folgen. „Die Tiere brauchen einen Sichtschutz. Ansonsten gehen sie nicht gerne hinaus“, sagt und erlebt Stephen Häussler

Rund 280 Eier legt jedes Huhn pro Jahr. Mit 17 Wochen ziehen sie als legefähige Junghennen in die Mobilställe ein. Die ersten Eier liegen zwischen der 21. und 23. Woche in den Volieren. Futtergrundlage bildet ein zugekauftes Alleinfuttermittel (125 Gramm pro Huhn und Tag) und das Gras, das die Tiere auf den Wiesen picken. Auf dem Betrieb bleiben die Hühner zwischen 13 und 17 Monate. Dann werden sie zur Schlachtung verkauft.

Im Jahresschnitt legt die Hühnerherde von Häusslers rund 560.000 Eier. 70 Prozent davon werden an Rewe-Märkte in der Region vermarktet. 30 Prozent der L-M-Eier verkauft die Familie direkt ab Hof. „Ein Angebot, das gut angenommen wird und immer mehr Kunden anzieht“, wie der junge Hühnerhalter erläutert. Dafür rühren Stephen Häussler, seine Freundin

Anna-Lena Burkhardt und die restlichen Familienmitglieder kräftig die Werbetrommel, vor allem via Facebook im Internet, und machen mit personalisierten Flyern und Kartonagen auf ihren Hühnergarten aufmerksam.

Tierwohl kommt an

Ein Konzept, das aufzugehen scheint und die Stephen Häussler schon über ein neues Geschäftsfeld nachdenken lässt: Eine Lohnschlachtung für Althennen und den Verkauf von Suppenhühnern an die Kunden auf dem Eierhof. „Darauf sind wir schon einige Male angesprochen worden. Da dürfte ein Marktpotenzial vorhanden sein“, vermutet der Hühnerhalter, dem man ansieht, wie sehr ihn diese Sache beschäftigt. Denn eines dürfte klar sein, daraus macht die Familie an diesem Tag keinen Hehl: Heutzutage muss man genau die Produkte erzeugen, die Verbraucher wollen und für die sie sich begeistern können. Und: Man muss nach immer neuen Verkaufsmöglichkeiten Ausschau halten. Nur dann könne man Risiken eingehen und, wie bei ihnen mit ihren Mobilställen geschehen, tatsächlich Neuland betreten.

Im Fokus
Keine Emissionen in den Untergrund 

Der vollautomatisierte, klimatisierte Mobilstall „Natura Camp“ ist im Inneren mit Legenestern, Sitzstangen, Futterplätzen, Tränken, einem Scharbereich und zwei Kotbändern ausgestattet. Für Helligkeit sorgen LED-Leuchten. Sämtliche Abläufe wie die Fütterung, das Einsammeln der Eier, Belüftung, Aufheizen, Kotentsorgung und die Auslaufsteuerung über Klappen laufen vollautomatisch ab. In dem 19,3 Meter langen und 7,7 Meter breiten Bodenhaltungsgebäude (123,72 Quadratmeter Gesamtfläche) können maximal 2000 Hühner gehalten werden. Die Hülle und das Dach des auf Kufen stehenden Stalles sind isoliert. Der hölzerne Stallboden ist geschlossen. Der Stall kann inklusive Futtersilo bei Bedarf verrückt werden. 

BWagrar, 25.2017
Autorin: Petra Ast

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