Vergangene Woche durfte Big Dutchman eine besondere Besuchergruppe am Hauptsitz in Calveslage begrüßen: Landwirte aus dem US-Bundesstaat Montana. Wer mit den Gästen ins Gespräch kam, staunte nicht schlecht – einige von ihnen sprachen fließend Deutsch! Zwar mit ungewohntem Akzent, aber gut verständlich. „Wir sind Hutterer“, erklärt Mike Kleinsasser. „Unsere Vorfahren sind einst vor religiöser Verfolgung aus Europa geflohen. Deshalb sprechen wir bis heute eure Sprache.“
Landwirtschaft verbindet – transatlantischer Austausch mit Farmern aus den USA
Besuch aus Montana: "Wir sprechen zu Hause Deutsch"
Die Hutterer sind eine täuferische Gemeinschaft und leben in Kolonien. Sie bilden eine einzigartige Mischung aus Tradition und Moderne – tief religiös, gemeinschaftlich organisiert und doch technisch fortschrittlich.
Mike, der sogenannte Minister der Kingsbury Colony, sowie seine Kollegen Cal Waldner (Fairhaven Colony) und David Wipf (Miller Colony) arbeiten dabei als Kontraktfarmer für die Wilcox Farm, ein Familienunternehmen in vierter und fünfter Generation, das südlich von Seattle beheimatet ist. Familie Wilcox gehört zwar nicht den Hutterern an, schätzt aber die Zusammenarbeit mit ihnen.
Wilcox-Familie
Senior-Chef Barrie Wilcox sagt: “Ich habe das Familienunternehmen 1960 übernommen und bin immer noch aktiv dabei”. Die Familie steht seit vielen Jahren für innovative Eier-Produktion. Barrie: “2012 haben wir etwa den US-weit ersten mobilen Hühnerstall eingeführt.” Heute steht Wilcox für ausschließlich tierfreundliche Haltungsformen. “Bei uns ist kein Huhn im Käfig”, sagt Barrie Wilcox.
Die Eier von Wilcox gibt es im gesamten Westen der USA. Bei Walmart, Whole Foods oder AmazonFresh, die Supermarktkette des Online-Giganten. Und zwar von Kalifornien bis hoch nach Montana, wo die Hutterer leben.
Hutterer
In Montana sind die Hutterer führend in der Landwirtschaft. Sie zählen sogar zu den produktivsten Agrarbetrieben des ganzen Landes. So kommen etwa 98 Prozent aller in Montana produzierten Eier aus Ställen der Hutterer.
Hutterer in Montana
Rund 50 Kolonien gibt es in Montana – besonders im Norden und Zentrum des Bundesstaats. Jede Kolonie besteht aus etwa 60–150 Personen, diese leben und arbeiten gemeinsam. Sie sprechen oft Hutterisch, ein deutscher Dialekt mit österreichisch-süddeutschen Wurzeln (ähnlich dem Tirolerisch). Hutterer leben abgeschieden, aber nicht isoliert – sie nutzen moderne Technologie, z. B. Maschinen in der Landwirtschaft.
Grundprinzip: Gemeinschaftseigentum
Alle landwirtschaftlichen Flächen, Maschinen, Erträge und Tiere gehören der Kolonie – nicht Einzelpersonen. Entscheidungen über Anbau, Investitionen und Verkauf werden gemeinschaftlich durch die Leitung der Kolonie getroffen (meist Älteste, Prediger, Verwalter).
Tierhaltung: groß & organisiert
- Schweine (für Fleischproduktion, häufig in eigener Verarbeitung)
- Rinder (Milchvieh und Mastbullen)
- Geflügel (v. a. Hühner für Eierproduktion, oft in großem Maßstab)
- Futter wird meist selbst angebaut und verarbeitet.
Lebensweise & Wirtschaft
- Gemeinschaftseigentum: Alles gehört der Kolonie – individuellem Besitz wird kaum Bedeutung beigemessen.
- Landwirtschaft im Großmaßstab: Sie betreiben hochproduktive Landwirtschaft und Viehzucht, teilweise auch kleine Industriebetriebe (z. B. Metallverarbeitung, Bäckereien).
- Bildung: Kinder gehen auf eigene Kolonie-Schulen, aber der Unterricht ist meist staatlich anerkannt.
Verhältnis zur Außenwelt
Trotz ihrer Abgeschiedenheit pflegen Hutterer in Montana ein gutes Verhältnis zu Nachbarn, verkaufen oft Produkte lokal. Sie sind pazifistisch, vermeiden Politik und Konflikte, leisten aber bei Naturkatastrophen und regionalen Hilfsaktionen oft freiwillige Hilfe.